Romane und Kurzgeschichten schreiben, creative writing – Alexander Steele (Hg.)
Eine Rezension von Elisabeth Fereberger
Alexander Steele, Herausgeber dieses Buches, ist Dekan am Gotham Writers Workshop, New York, einer Schule für AutorenInnen.
Im Vorwort vernimmt man, dass Schreiben ein Handwerk sei, das erlernt werden könne. Die Techniken des Schreibens, klar vermittelt, sollen direkt anwendbar sein. Beherrsche man sie, könne man das eigene Talent entfalten.
Dieses Buch ist ein Arbeitsbuch. In zehn Kapiteln werden die Grundlagen des creative writing umfasst. Die AutorInnen der einzelnen Kapitel lehren kreatives Schreiben und sind selbst SchriftstellerInnen.
Dabei spannt sich der Bogen von der Literatur, über Figuren und Plot, Perspektive, Beschreibung, Dialog, Ort und Zeit bis zum Klang einer Geschichte, ihrem Thema sowie der Überarbeitung. Im Anhang findet sich Raymond Carvers Kurzgeschichte „Kathedrale“, worauf in vielen Kapiteln Bezug genommen wird.
Die Stimmen und Anweisungen der AutorInnen fügen sich gut zusammen. Die lebendige Sprache, die verständlichen Erklärungen, die Textbeispiele aus der Literatur, genau besprochen mit Hinweisen, warum gerade diese Textstelle vorbildhaft sei, machen das Buch abwechslungsreich. Es ist kein trockenes Sachbuch.
Nach jedem Input gibt es einen Abschnitt: „Sie sind dran“. Man soll das Gelesene anwenden, auch dafür gibt es Anleitungen. Die Erzähltheorie wird nachvollziehbar. Die zentrale Sehnsucht einer Figur, ihr ‚brennender‘ Wunsch soll verdeutlicht werden, das führt zur Motivation der Hauptfigur, bringt Ideen für die Handlung, das Profil der Figur wird klarer. Und das führt schließlich zur zentralen Frage.
Den LeserInnen wird zugetraut, die Aufgaben zu erfüllen, auf mögliche ‚Stolpersteine‘ wird eingegangen. Am Ende des Buches gibt es eine Checkliste. Hier werden zu den behandelten Themen Fragen gestellt, genau und einfallsreich. So kann der Lernerfolg überprüft werden. Wobei vorausgesetzt wird, dass man nicht nur gelesen, sondern auch geschrieben hat.
Natürlich wird vornehmlich auf amerikanische Literatur rekurriert, viele der AutorInnen sind jedoch international bekannt. Es findet sich auch Kafkas ‚Verwandlung‘, die Poetik des Aristoteles ist Vorbild für die Plotstrukturen.
Bei der Konzentration auf das Erlernen von Techniken kommt die eigene Sprache, das Individuelle, das Experimentelle zu kurz. In zehn Kapiteln wird gezeigt, wie man erzählen soll, um die LeserInnen, wohl auch LektorenInnen und Verlage zu begeistern. Die Intension des Buches ist die Vermittlung von „Werkzeugen“, um eine gute Geschichte so zu schreiben, sodass sie „funktioniert“. Aus dieser Perspektive erfüllt das Buch die geweckten Erwartungen.
Elisabeth Fereberger, September 2019
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Alexander Steele (Hg.): creative writing, Romane und Kurzgeschichten schreiben
übersetzt von Kerstin Winter
Autorenhaus-Verlag GmbH, Berlin; Deutsche Erstausgabe 2004
Taschenbuch: 360 Seiten
EUR 22,99
ISBN 978–3‑7099–3474‑6
Elisabeth Fereberger ist Teilnehmerin des aktuellen Lehrgangs Schreibpädagogik