geworfen
Ein Text von Silvia Waltl
geworfen
aus der zeit gefallen, abgeworfen, ausgesetzt, entliebt
schwebe ich ins baumdunkel, in schatten
sinke auf schneefelder, in weite, verloren,
an mir blickt die welt vorbei, horizonte rücken ab
leicht bis zur unsichtbarkeit, ein weißes auf weiß
jeder windhauch bewegt mich, jede wolke ist ein heimweh
der winter zerrt an mir mit kälte, die mich ruppig bürstet
sehnsuchtsbüschel, haltlos, nur luft als element
unter der sonne, die mich mit mir verklebt
in sprödem gras, in schmelze, eiswasser, fußtritt, regenspur
in schlamm und lehm
(Ausschnitt)
Silvia Waltl, 2017/ 2020
In diesem Text, der im Spätsommer 2017 zu einem Detail in einer Installation der mexikanischen Künstlerin Marcela Lobo entstand, spricht das Ich in Form der abgefallenen oder abgeworfenen Feder.
Silvia Waltl unterrichtet im Workshop „Ich und Rolle“, 22./23. Februar 2020
Foto: Silvia Waltl