POEDU · Poesie von Kindern für Kinder

Eine Rezen­sion von Brigitta Höpler

MEHR POESIE BRAUCHT DIE WELT

Poesie ist ein weib­li­ches Wort oder eine Mehr­zahl, obwohl es sich eher wie Singular anhört“, schreibt Leo (10 Jahre).

Poesie ist etwas, was meist Erwach­sene machen, lesen, schreiben, und das wiederum für Erwach­sene. Also PoeSIE. Wir wollen die nächsten Wochen während der Quaran­täne aber eine Kinder­werk­statt schaffen, bei der alles erlaubt ist, bei der jede*r mitma­chen darf, ich, er, sie und du. Wir machen PoeDU, schreibt die Autorin Kathrin Schadt.

Sie hat das POEDU – Poesie von Kindern für Kinder ins Leben gerufen, im März 2020. Mitten im strengen Lock­down in Barce­lona, als das Leben und die Welt um uns herum ganz eng wurden. Begonnen hat es mit einer Lyrik­werk­statt für ihre 7‑jährige Tochter. Was immer mehr Menschen begeis­tert und weitere Kreise gezogen hat. Viele Kinder, Fami­lien und Autor*innen haben sich ange­meldet. Jede Woche bekamen die Kinder eine Poesie­auf­gabe, die sie dann in einer virtu­ellen Gruppe auf fb hoch­laden und sich mitein­ander austau­schen konnten. Dort, wo die Funken der Fantasie sprühen, finden schnell offene und krea­tive Menschen zuein­ander. So hat das POEDU in Dincer Gücyeter einen Verleger gefunden, der mehr an die Gedichte glaubt als an die Realität, wie er selbst sagt. In seinem Elif Verlag hat er das Buch mit Illus­tra­tionen des Berliner Künst­lers Petrus Akkor­deon herausgebracht.

Petrus Akkor­deon ist im BÖS kein Unbe­kannter, 2017 hatte er rund um einen Work­shop von Sophie Reyer eine Ausstel­lung im BÖS Atelier, die Rezen­sentin ist glück­liche Besit­zerin einer Zeichnung.

Das Buch versam­melt 25 Poesie­auf­gaben von unter­schied­li­chen Poet*innen, Andrea Karimé, Safiye Can, Timo Brandt, Michael Stavarič, Johanna Hansen, Juli­etta Fix und vielen anderen. Die POEDU Kinder sind zwischen 4 und 14 Jahren alt, leben in Dublin, Malaga, Paris und an vielen Orten in Deutsch­land. In den Gedichten geht es um Geräu­sche, Zauber­sprüche, einen Flunsch, wie die Sterne spre­chen, um Drachen­tänze, Träume, die Sprache der Tiere, um Listen, Gedichte mit einem Buch­staben, Montagen, Lieb­lings­worte, Bild­ge­dichte, Gebrauchs­an­wei­sungen für Gedichte, Beob­ach­tungen, Erin­ne­rungen, Rätsel, Lügen­zeilen. Das Buch ist zum Mitma­chen konzi­piert, auf die Aufgabe folgen die Texte, eine Illus­tra­tion und dann eine leere Seite zum selber Schreiben. Jede Zeile zeigt die Freude am Expe­ri­men­tieren, Spielen, Auspro­bieren, völlig frei von Bewer­tungen. „Die Aufgabe kommt rein, und die Gedichte kommen raus“, sagt Kathrin Schadt in einem Gespräch.

Das Buch ist großes Lese­ver­gnügen und eignet sich hervor­ra­gend für Schreib­werk­stätten aller Art und für den Schul­un­ter­richt, um Poesie vergnüg­lich zu vermit­teln. Mit ins Spiel kam auch die Berliner Autorin und Über­set­zerin Juliane Ziese, die 2018 das Lyrik-Spiel „Lyrigma: die Gedichte-Manu­faktur“ erfunden hat. Die Eröff­nung ihrer Lyrik­buch­hand­lung in Berlin hat sich in letzter Minute zerschlagen, so kreierte sie das Spiel zum POEDU: ein Gedich­te­quar­tett für Kinder mit vielen Spiel­va­ri­anten und Raum zum Weiter­zeichnen und Schreiben. Rundum „made in Berlin“, gedruckt in der Druckerei der Union Sozialer Einrich­tungen. Das POEDU spru­delt weiter, die Lyrik­werk­statt geht ins zweite Jahr, das Buch gerade in die zweite Auflage, was gut ist, weil die Welt gar nicht genug Poesie bekommen kann!

 

Brigitta Höpler, Mai 2021
Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

POEDU · Poesie von Kindern für Kinder
Elif Verlag 2021
18,00 Euro
ISBN 978–3‑946989–38‑7

 

Mehr zum Buch
Mehr zum Verlag
Mehr zu Brigitta Höpler
Mehr zum Spiel
Mehr zum POEDU