An so viele wie mich. Traumnotizen. – Dieter Sperl
Eine Rezension von Brigitta Höpler
„An so viele wie mich“, unter diesem Titel versammelt der Autor und BÖS-Dozent Dieter Sperl seine Traumnotizen oder Halbschlafgeschichten, kombiniert mit eigenen Schwarz-Weiß Fotografien.
Das Wort Notiz kommt aus dem Lateinischen: notitia, Kenntnis, die man einem anderen übermittelt, von lateinisch noscere, kennenlernen, erkennen. Diese Etymologie passt gut zu Dieter Sperls Selbstbeobachtung und Bewusstseinserweiterung zwischen Schlaf, Traum und Wachheit. „Schreiben heißt sich selber lesen“, soll Max Frisch einmal gesagt haben. Sich selbst erkennen, der inneren Erzählung lauschen.
Als Autor konzeptioneller und experimenteller Bücher sowie als Dozent im Workshop Monologe und im Modul Motivinszenierungen ist Dieter Sperl für inspirierende Überraschungen bekannt. Lineare, chronologische Erzählungen sind nicht sein Genre. Und Träume bewegen sich ohnehin bar jeder Logik durch eigene Zeiträume.
Erinnertes, Erlebtes, Bewusstes, Unbewusstes, Gedachtes, Geträumtes verweben sich zu einem aufgesplitterten Kopfkaleidoskop. Wir begleiten den Autor zu Kindheitsorten, über die Lande, die Dörfer und in Städte, in Cafés, Gasthäuser, zu Lesungen, begegnen Familienmitgliedern, Freund:innen und Schriftstellerkolleg:innen.
Die vom Autor gemachten, oft geheimnisvolle Fotografien ergeben eine interessante Interaktion mit den Halbschlafbildern aus Worten.
Ein vielschichtiges Buch, in dem sich wunderbar vor- und zurückblättern lässt, mit immer neuen Lieblingsstellen:
„Wie jeder Satz des Autors hatte auch dieser seine Navigationsfehler“ (Seite 45)
Brigitta Höpler, Oktober 2022
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Dieter Sperl: An so viele wie mich. Traumnotizen.
Ritter Verlag: Klagenfurt 2022
200 Seiten
23 Euro
ISBN: 978–3‑85415–641‑3
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