Für Aufgeschlossene und Neugierige
Ein Interview mit Günter Vallaster
Manchmal ist es nötig, beim Schreiben über den Tellerrand hinauszublicken. Welche Methoden es dafür gibt, erzählt Günter Vallaster im Vorfeld seines Schreibworkshops.
BÖS: Wann stoßen herkömmliche narrative Schreibweisen und Plot-Entwicklungen an ihre Grenzen?
Günter Vallaster: Wenn sie zum Klischee erstarren, das heißt wenn sie den Eindruck erwecken, schon mehrfach reproduziert worden zu sein. Da kann sich dann beim eigenen Schreiben die Frage stellen: Möchte ich das weiter reproduzieren oder besteht der Schreibimpetus vielmehr darin, diese Klischees zu hinterfragen und aufzubrechen?
BÖS: Wie beeinflussen neue Herangehensweisen wie Montage oder Cut-up das Schreiben von Prosa?
Günter Vallaster: Die Montage, besonders das Cut-up ist eine sehr gute Möglichkeit, gewohnte, vielleicht sogar festgefahrene Textgestaltungen und Formulierungen aufzulösen, noch dazu auf sehr konkrete, ja haptisch erfahrbare Weise: Beim Cut-up wird der Text in Einzelteile zerschnitten und neu zusammengesetzt, wodurch sich stets überraschende neue Wendungen und Möglichkeiten zeigen. Der Begriff „Cut-up“ geht auf den Beat-Autor Brion Gysin zurück, der das Verfahren gemeinsam mit William S. Burroughs als wichtiges Stilmittel einsetzte. Die Technik an sich wurde aber auch schon früher, besonders in der Moderne in Literatur und Film angewandt .
BÖS: Was könnten die Teilnehmenden als Vorbereitung für deinen Schreibworkshop lesen?
Günter Vallaster: Für den Workshop ist kein Spezialwissen erforderlich, lediglich die Aufgeschlossenheit und Neugier, unkonventionelle Schreibwege auszuprobieren, um daraus Rückschlüsse auf das eigene Schreiben zu ziehen. Da die Schreibimpulse vor allem von der Konzeptkunst, die die Sprache und Zeichentheorie in die Kunst integrierte, abgeleitet werden, empfiehlt sich der Besuch von Kunstmuseen zur Thematik, entweder als virtueller Rundgang im Internet oder am besten real, genannt sei exemplarisch das mumok (Museum moderner Kunst) in Wien.
Der Schreibworkshop „Konzeptuelle Prosa“ findet ONLINE am 13. November 2022 statt. Anmeldungen bitte unter office@boesmail.at
Foto: Martin Leitner