Der Kühlschrank spricht mit mir
Ein Bericht von Cornelia Stahl
Am 4. November 2022 fand im Offenen Haus Oberwart OHO „eine inszenierte Revue des geschriebenen Wortes über die Unwissenheit“ im Hinblick auf Künstliche Intelligenz nach einer Idee und Inszenierung von Peter Wagner statt. Mitwirkende und mit Texten vertreten waren unter anderem Petra Ganglbauer und Katharina Tiwald. Cornelia Stahl hat die Veranstaltung besucht.
Die Zukunft hat sich eingeschlichen in unsere Wirklichkeit
Damals lachtest du über meine Listen, die ich täglich schrieb. Sagtest mir, dass es in Zukunft Kühlschränke geben wird, mit denen wir sprechen und denen wir unsere Wünsche und Einkaufslisten mitteilen könnten. Ich schmunzelte nur und lachte über dich. Was ich damals belächelte und für unmöglich hielt, sollte sich irgendwann in unsere Wirklichkeit, in unseren Alltag einschleichen. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine, die wir (fast) unbemerkt hinnehmen, als wäre es nie anders gewesen, das Ineinanderfließen von Künstlicher Intelligenz und menschlicher Lebensführung.
Ein deutscher Hersteller von Kühlschränken entwickelte eine SmartDeviceBox – an der Kopfleiste des Gerätes angebracht – die eine Vielzahl an Informationen speichert und direkt mit dem Internet verbunden ist. ‚Intelligent Cooling‘ nennt man diesen Modus, der eine Steuerung durch mobile Endgeräte ermöglicht und eine Veränderung unseres Lebens, des Alltags zur Folge hat.
Doch wer beherrscht hier wen? Der Mensch steuert die Maschine oder umgekehrt? Wie haben sich Realtionen zwischen Aktion und Reaktion verschoben? Wo bleibt der Mensch? In welche Rolle wird er gedrängt, im Setting Künstlicher Intelligenz?
Folgende Autoren und Autorinnen sowie Vortragende setzten sich mit dem Thema der KI, Künstlicher Intelligenz, auseinander und präsentierten ihre Beiträge im OHO:
Petra Ganglbauer, Michael Hess, Siegmund Kleinl, Sophie Reyer, Katharina Tiwald und Konstantin Milena Vlasich.
Chorisch, dialogisch, monologisch, gesungen oder gerappt kamen die Beiträge der Künstler*innen daher, spannten einen weiten Bogen. Von Gebrauchsanleitungen und Pflegehinweisen für Kühlschränke, über Dialoge zwischen Benutzer und Kühlschrank, Performance und Videoinstallationen des gesprochenen Wortes, präsentierte der Abend eine Vielfalt an Beiträgen zum Thema.
In Petra Ganglbauers Text DISPARAT/IMPLANTAT klang die ambivalente Rolle des Menschen im Setting Künstlicher Intelligenz an und unterstrich zugleich die Minimierung menschlicher Handlungsoptionen: Wie kriminell unterwerfen wir uns den Versuchungen.
Kein Wissen, nur noch krächzende Geräusche in und aus uns!
Michael Hess hingegen stellte in seinem Beitrag eine Analogie zwischen zwei Liebenden her:
Und sie sagte zu mir: Ich weiss nicht, was mit dir los ist. Du bist in letzter Zeit so kühl. Damit hat sie mich eiskalt erwischt (Blattwerk, Nr.16/2022).
Die farbenprächtige Revue „Der Kühlschrank spricht mit mir“, erstellt unter der Leitung und Konzeption von Regisseur und Filmemacher Peter Wagner, der seit vielen Jahren eine fixe Größe im OHO ist, erzielte seine Wirkung. Wagners Videoaufzeichnungen bespielten den Raum. Leuchtfarben in Rot, Weiß, Blau, Grün, Gelb bildeten die Hintergrundfolie für Texte und Beiträge aller Mitwirkenden und stießen auf fruchtbare Resonanz, deren Wirkung sich in den Räumen des OHOS´s spiegelte und noch lange in den Anwesenden nachhallte.
In anschließenden Gesprächen mit den KünstlerInnen konnte man auch die im Verlag lex liszt erschienenen Bücher der AutorInnen käuflich erwerben.
Eine aktuelle Auswahl sei für alle Nichtanwesenden des Abends hinzugefügt:
https://www.oho.at/
https://www.lexliszt12.at/images/Verlagsfolder/Verlagsfolder_edition_lex_12_2022.pdf